Laudatio zum 25. Jubiläum unseres Clubs von Gisela Gescher


Liebe Bridgefreunde, verehrte Gäste!
Zum 25-jährigen Bestehen unseres Bridgeclubs Lüdenscheid Medardus heiße ich Sie herzlich
willkommen.
Frau Tütemann hat mich gebeten, die Laudatio zu diesem Ereignis zu halten. Der Bitte komme ich
gerne nach und es mit mir eine Ehre, heute vor Ihnen stehen zu dürfen und Sie einzuladen mit mir
auf eine Zeitreise zu gehen.
Wir sind im Jahr 1980.
Eine Gruppe Lüdenscheider unternahm eine Pilgerfahrt ins Heilige Land. Mein Mann und ich
wurden dort von Freunden nach Tel Aviv eingeladen und trafen auf eine Gruppe netter Leute, die,
wie sich später herausstellte, Mitglieder des Tel Aviver Bridgeclubs waren. Die Frage, ob ich auch
dieses interessante Spiel beherrsche, musste ich mit nein beantworten. Bridge, das war für mich
eine Unterhaltung älterer Damen, womöglich im nebligen London am offenen Kamin sitzend, um
bei leise klirrenden Teetassen in den beringten Händen dieses edle Kartenspiel zu zelebrieren. Zu
dieser Kategorie zählte ich mich damals noch nicht! Beim Abschied wurde mit eindringlich ans
Herz gelegt, Bridge zu lernen. Denn, wie wollen sie alt werden, ohne dieses Spiel zu können, gab
man mir mit auf den Weg.
Abends im Hotel erzählte ich von dem Erlebten den mit uns reisenden Damen und wir
beschlossen, zurück in Lüdenscheid, uns um Informationen zu kümmern. In einer Buchhandlung
gab es tatsächlich ein kleines Lehrbuch unter dem Titel „Spielend Bridge lernen“ von Josef Weiß.
Spielend lernten wir auch und stellten bald fest, dass dieses, wie wir inzwischen erfahren hatten,
schwer zu erlernende Spiel, für uns ganz einfach war. Eva Köhle erzählte das im Rotarier Kreis
und dort horchte Ruth Jabs unsere 1. Präsidentin und erfahrene Bridgespielerin auf und versprach, uns einmal über die Schulter zu schauen. Das tat sie. Ihr „fast alles
falsch“, habe ich heute noch im Ohr.
Sie vermittelte uns unseren 1. Bridgelehrer, Herrn Gretsch. Von nun an lernten wir fleißig Lektion
für Lektion.
Inzwischen sind wir im Jahr 1983. Ruth Jabs machte den Vorschlag, einen Bridgeclub zu gründen.
Sie sprach interessierte Golffreunde an und schon bald hatten wir die notwendige Personenzahl
beisammen und konnten uns zur ersten Versammlung in der Schützenhalle treffen. Wie sich
bereits am Gründungsabend herausstellte, war der Raum ungeeignet. Es war
dort viel zu unruhig und zu laut. Schon nach kurzer Zeit war es uns gelungen, im damaligen Crest
Hotel einen geeigneten Raum zu bekommen und nach acht Tagen fand unser 1. Bridgeabend
statt. Wir spielten an vier langen weiß gedeckten Hoteltischen. Bietboxen gab es noch nicht. Alle
Ansagen wurden mündlich gemacht. Bei Stopp klopfte man leicht mit der Faust auf den Tisch. Die
ersten Boardzettel wurden nach Iserlohn zu Ausrechnung gebracht.
Der Vorstand setzte sich zusammen aus:
Ruth Jabs Präsidentin
Elle Vogel Schatzmeisterin
Harald Gretsch Sportwart
Eva Köhle Kassenwartin
Der Verein nahm Formen an. Unser Bestreben war es nun, neue Mitglieder zu bekommen. Wie
haben wir die Reklametrommel gerührt! Wir mussten an die Öffentlichkeit, das war klar. Frau
Kornau, eine Schulfreundlich meiner Tochter, verfasste den 1. Artikel über uns. Sie lieh sich von
mir den großen Auhagen aus und wer Frau Kornaus Berichte aus den LN kennt, weiß, was sie
daraus machte.
Im Hotel lag eine Liste für Interessierte aus und es dauerte nicht lange, da konnte Herr Gretsch
mit dem ersten Anfängerkurs beginnen.
Die Zeit eilt und wir sind bereits im Jahr 1986 und selbstverständlich ordnungsgemäß ausgerüstet.
Ein Computer allerdings war noch ein Wunschtraum. Am Ende des Spielabends rechnete man per
Hand aus. Nach einer halben Stunde stand bereits das Ergebnis fest.
Wir machen nun einen Zeitsprung und sind im Jahr 1988 und inzwischen 68 Mitglieder. Der
Montagabend im Queens Hotel war eine feste Einrichtung. Mittwochs traf sich eine kleine Gruppe
bei Karin Schulte im Café auf der Knapper Straße zum „Üben“. Das war bereits der Beginn der
späteren festen Einrichtung „Mittwochsnachmittagsbridge“.
Unerwähnt darf nicht die Bekanntschaft und spätere Freundschaft zu Michael von der Kehlen,
dem damaligen Stadtkommandanten der belgischen Nato-Truppen in Lüdenscheid bleiben. Er war
ein brillanter Bridgespieler und oft Gast bei Karin im Café. Unvergessen seine Nachhilfestunden
und sein verzweifeltes „mon dieu“ oder „grande Katastophe“, wenn wir wieder einmal seinen
komplizierten Erklärungen nicht folgen konnten. Michél war bis zu seiner Versetzung nach Brüssel
in den Generalstab Clubmitglied. Zu einigen belgischen Offizieren gab es gut Verbindungen mit
Einladungen in das Offizierscasino oder von uns ins Queens Hotel. Bridge verbindet über die
Grenzen hinaus.
Im Jahr 1989 tritt Ruth Jabs aus familiären Gründen von Ihrem Amt als Präsidentin zurück und ich
als ihre Vertreterin wurde zur 1. Vorsitzenden gewählt.
Der neue Vorstand setzte sich zusammen aus:
Gisela Gescher 1. Vorsitzende
Ruth Lüsebrink Sportwartin
Eva Köhle Schatzmeisterin
Lilo Krämer Kassenwartin
Wir Vorstandsmitglieder waren ständig und auch gern im Einsatz. Sei es um den neu
Hinzugekommenen die ersten Schritte zu vermitteln oder aber auch die allseits beliebten
Jahresausflüge zu organisieren. Der Mittwochnachmittag wurde für viele neue Mitglieder immer
interessanter. Der Raum in Café Schulte reichte nicht mehr aus. Sonja gab uns den Tipp im
Restaurant Ahelle einen Bridgenachmittag einzurichten. Schnell konnten wir uns mit dem Wirt
einigen und schon bald spielten wir dort freitags regelmäßig an 5 – 6 Tischen – ohne
Punktewertung. Um das ganze spannend zu machen, rechnete Ruth Lüsebrink an Enden die
Ergebnisse aus.
Wir sind bereits im Jahr 1990.
Der Wirt der Ahelle hatte sich einen höheren Umsatz durch die Bridgespieler erhofft. Wir konnten
ihm das nicht garantieren und mussten uns nach einer anderen Bleibe umsehen. Nach einigen
vergeblichen Versuchen fand ich in dem Pfarrer von Peter + Paul einen aufgeschlossenen Mann
und konnte zu sehr günstigen Bedingungen für den Mittwochnachmittag zunächst einmal einen
kleinen Raum im Erdgeschoß des Pfarrheimes mieten. Am 10. Januar 1991 fand das 1. Turnier
mit 18 Personen dort statt. Dieser Mittwoch - Bridgenachmittag wurde immer beliebter und schon
nach kurzer Zeit konnten wir im oberen Saal spielen. Dort sind wir ja heute noch.
Etwas lag mir persönlich sehr am Herzen. Wie binden wir unsere ängstlichen Anfänger in den
Turnierbetrieb mit ein? Ich konnte den kleinen Raum ohne Miete zu zahlen nutzen mit den
Anfängern dort Turnierbridge zu üben.
Unser Club hatte nun einen stabilen Rahmen und jetzt begann die Zeit der spielerischen
Weiterentwicklung. 1 bis 2 x im Jahr wurden Unterrichtsblöcke angeboten. Der damalige Leiter
der Volkshochschule sprach mich an und richtete dann einen Kurs „Bridge für Anfänger“ ein.
Herr Constantinescu, der auch an internationalen Turnieren teilgenommen hatte, übernahm die
Aufgabe, diese Kurse zu leiten. Eines unserer besten Paare, Frau Heudecker und Herr Steinberg,
sind aus seiner Schule hervorgegangen.
Andere im Verband bekannte Bridgelehrer trugen dazu bei, aus uns passable Spieler zu machen.
Eine Gruppe nahm an einem Lehrgang bei der legendären Lore Talsdor teil und nahm es auf sich,
1x wöchentlich nach Wuppertal zu fahren. Es würde den Rahmen sprengen, wenn ich ihnen heute
alle Bemühungen aufzeigen würde, die wir unternahmen, um uns weiterzubilden. Etwas
allerdings ist doch noch erzählenswert. Mit dem Mut der Unbekümmerten besuchten einige von uns große Bridgeturniere in Bonn-Meckenheim, Leverkusen
Aachen und Münster, wo Eva in einer kleinen Kapelle, die hinter dem Spiellokal lag, der heiligen
Petronilla eine dicke Kerze opferte, - in der Hoffnung auf ein gutes Abschneiden - ohne Erfolg.
Was wir aber mit nach Hause nahmen, waren Erfahrungen, die wir weitergeben konnten.
Ein schönes Erlebnis ist noch zu berichten: vom Verband wurde vorgeschlagen, jedem Club
einen charakteristischen Namen zu geben.
Eva Martine schlug Medardus, den Namen unseres Stadtpatrons vor. So geschah es dann auch
und an einem herrlichen Sommertag in Verbindung mit dem Jahresausflug haben wir Medardus
im Schlosshof Hohenfels in Münster aus der Taufe gehoben.
Wir schreiben das Jahr 1994 und feiern im Januar unser 10jähriges Bestehen.
Es war ein schönes Fest mit vielen Beiträgen, einer Fotowand und einem Individualturnier. Man
spürte noch den Pioniergeist der Verantwortlichen.
1995 gibt Lolle Krämer ihr Amt als Kassenwartin ab und Lilo Schulte tritt die Nachfolge an. Uschi
Seidel übernimmt das Amt der stellvertretenden Sportwartin.
Ab 1991 hatten wir gute Kontakte zu den Recklinghauser und Hagener Bridgeclubs. 1 x jährlich im Wechsel fanden Freundschaftsturniere statt.
Der Wunsch nach einem Computer wurde immer dringlicher. Endlich war es im Frühjahr 1995
soweit und wir konnten Dank einer großzügigen Spende die Ergebnisse des Spielabends am
Computer auswerten. Uschi Seidel, inzwischen Sportwartin, macht das souverän. Sie war eine
vorbildliche Turnierleiterin und ihren Fortgang nach Oldenburg haben wir alle sehr bedauert. In
ihrer feinen, bescheidenen Art hatte sie unserer aller Sympathie und wir freuen uns sehr, wenn sie
hin und wieder bei uns zu Gast ist.
Im Jahr 1997 bin ich von Amt als 1. Vorsitzende zurückgetreten und Uschi Amtenbrink wurde
meine Nachfolgerin. Unter ihrer Leitung entwickelte sich der Club erfreulich weiter. Viele neue
Mitglieder kamen hinzu und es ist nicht außergewöhnlich, wenn wir heute an 14 Tischen spielen.
Nach 7-jähriger Amtszeit legte Uschi Amtenbrink das Amt in die Hände unserer heutigen
Präsidentin Ingrid Tütemann.
Dir liebe Ingrid und dem amtierenden Vorstand wünsche ich weiterhin gutes Gelingen und wenn
ihr diesem Bericht aufmerksam gefolgt seid, ähnliche Begeisterungsfähigkeit wie wir sie hatten,
als wir den Club vor 25 Jahren gründeten.
Unser aller Wunsch ist, dass Ihr auch bei Windstärke 8 das Schiff stets in den sicheren Hafen
bringt.
Nun lasst uns unserer Verstorbenen gedenken. Sie alle haben den Club mitgeprägt und dazu
beigetragen, Bridge in Lüdenscheid populär zu machen.
Es folgen die Namen der Verstorbenen.
Ich werde mich nun wieder in meinen stillen Winkel zurückziehen und mit einem Gläschen Sekt
unseren Bridgeclub Medardus hochleben lassen.
P.S. Das Blasorchester Windstärke 8 sorgte für die musikalische Unterhaltung.